Im Dschungel helfen keine Kanäle
In der aktuellen Ausgabe des New Business Magazins habe ich einen Beitrag für die „Strategy Corner“ der APG (dem Verband der Marken- und Kommunikations-Strategen e.V.) geschrieben:
Geburtstag, ein Touchpoint-Mix.
Der gute alte Handschlag zum Geburtstag ist im Vergleich zu Facebook Walleinträgen usw. eine verhältnismäßig seltene Grußform geworden. Ich hab mir mal den Spaß gemacht auszuwerten, wie sich die Glückwünsche an meinem Geburtstag verteilt haben.
Danke für die Idee, Christophe
South by Southwest – Meine Beiträge an anderer Stelle
In der letzten Woche war ich in Austin, Texas auf der South By Southwest-Konferenz. Ich plane mit etwas größerem Abstand an dieser Stelle nochmal Resümé zu ziehen, für’s erste möchte ich aber auf die gesammelten Beiträge verweisen, die ich für den Blog der Weave und für Mobile Zeitgeist geschrieben habe:
Weave:
Innovation happens when people are having fun! (Tag 1)
Zweitscreens und Lean UX (Tag 2)
Audience Management is not for your intern! (Tag 3)
NFC, Gamification und ein Fazit (Tag 4-5)
Oder, falls jemand dieselben Texte lieber im Look der PAGE lesen möchte: Themenübersicht SXSW der PAGE
Mobile Zeitgeist
SXSW Erste Eindrücke (Tag 1-2)
Fazit: Anregend, bunt, konvergent (Tag 3-5)
Pre-SXSW Eindrücke
Austin Texas, 9 Uhr Ortszeit
Dies ist meine erste Teilnahme an der South By Southwest Konferenz in Austin, Texas.
Der Name South By Southwest bzw. SXSW begleitet mich schon seit 1994 als während meines Praktikums bei Glitterhouse Records (damals gerade nicht mehr Sub Pop Europe) die alten Labelhasen Reinhard, Rembert und Co fast ebenso religiös zur SXSW pilgerten wie zum Beverunger Schützenfest. Das ganze stand damals im Zeichen einer Mischung aus A&R und Biertrinkerklassenfahrt und auf gewisse Weise passte das zumindest am gestrigen Tag vor der Konferenz auch noch gut zu meinem ersten Eindruck:
Austin ist eine relativ überschaubare US-Amerikanische Stadt mit angenehmen Klima (einige Leute liefen heute in FlipFlops rum) und einer Innenstadt, die mich von der Stimmung an Sportverbands-Jugendreisen an die Costa Brava erinnert: Bar neben Bar säumen sich an den zentralen Strassen, in vielen der Bars wird Livemusik (heute überwiegend Soul- und Rock-Klassiker) gespielt. Anders als an der Costa Brava (Anmerkung: Meine Eindrücke von dort liegen 20 Jahre zurück!) ist natürlich das Publikum, dass aus einer ganz amüsant zu beobachtenden Mischung aus offensichtlichen Nerds (dicke Brillen, bedruckte T-Shirts), weniger offensichtlichen und dadurch doch irgendwie identifizierbaren Interactive-Typen, aufgebrezelten Party-Püppchen mit HOHEN Hacken und älteren Herren in Jeans und Lederjacke auf leger besteht. Die Stimmung dabei ist insgesamt sehr positiv und kommunikativ, alle scheinen Interessiert am Kennenlernen anderer Leute zu sein. Insgesamt hat das heute auf den Strassen eine ganz angenehme Vorfreude-Stimmung, z.B. tragen sehr viele Leute brav ihre SXSW-Anhänger um den Hals, obwohl es heute noch gar keine Veranstaltungen gibt, für die man die Anhänger bräuchte. Identifikation Uber Alles.
Apropos „Uber“: Mit der Uber-iPhone App können die zahlreich vorhandenen Fahrrad-Rikschas bestellt werden. So etwa wie myTaxi auf Südstaaten.
Diese Stimmung der Vorfreude zeigte sich übrigens auch in der Vorbereitung und auf dem Weg nach Texas. Angefangen von mehreren Veranstaltungs-Anmeldeplattformen wie Eventbrite, darauf aufsetzenden Auswertungsdiensten, die die Veranstaltung nach Multiplikator-Relevanz (gemessen in Twitter und Blog-Followern) abgrasen oder auch neuen Networks wie Planely.com mit dem man schon in Vorfeld sehen kann, welche Leute mit einem gemeinsam im Flieger sitzen oder gleichzeitig am Flughafen ankommen wird die Planung und Anreise bereits im Vorfeld spannend.
Man kann dabei gleich schon die Hauptherausforderung für die nächsten Tage handhaben üben: einen sinnvollen und selbstbewusst priorisierten Umgang mit einem brutalen Überangebot an möglichen Vorträgen, Panels, Diskussionsrunden, Parties usw. zu bekommen. Die angebotenen Tools, u.a. eine SXSW Go! iPhone App helfen dabei übrigens sehr gut (-> die App ist so umgesetzt dass der gesamte Kalender auch offline verfügbar ist, so dass man auch im Flugzeug seine Terminplanung machen kann), aber das Angebot ist trotzdem nicht handhabbar.
Ich bin sehr gespannt auf den heutigen ersten Konferenztag an dem es u.a. mehrere Beiträge zu den Themenblöcken Marketing in Zeiten von Social Media, Nutzung von Social Media für gesellschaftliche Veränderungen und Bildung und Arbeitsprozesse bzw. Work/Life-Balance-Themen gehen wird. Daneben kommen Unterhaltungsformate wie Battledecks zum Einsatz, bei dem Mutige über ihnen bis dahin unbekannte Powerpoint-Präsentationen improvisieren müssen.
Mehr dann in den nächsten Tagen, da ich werde u.a. auch für den Blog der Weave und vermutlich auch etwas für Mobile Zeitgeist schreiben.
Putting the pieces together
Gerade zum Jahreswechsel macht man sich als Berater ja so seine Gedanken über Dinge die im nächsten Jahr auf einen selbst und das berufliche Umfeld zukommen. Mein Delicious-Account ist voll von Listen mit Trendprognosen und sonstigen Überlegungen, was 2011 los sein wird. Einen Aspekt den ich dabei bisher vermisse möchte ich in diesem Post anreissen und hoffentlich bald in weiteren Beiträgen ergänzen:
Ich glaube, dass es 2011 für Unternehmen und ihre Dienstleister elementar wird, Strategien für ein sinnvolles Zusammenspiel aller Kommunikations- und Transaktionsaktivitäten im digitalen Raum zu finden. Das klingt zunächst trivial, andererseits fällt mir zumindest kein Beispiel ein, wo das bereits jetzt überzeugend realisisert wird.
Im Gegenteil: Momentan verstricken sich viele Unternehmen im Dschungel aus eigener Webpräsenz, Social Media Profilen, eigenem Shop, externem Shop-in-Shop oder Marketplace-Angebot, Abverkauf über Shopping Clubs, Paid Traffic und Earned Traffic und zusätzlicher Komplexität durch eine wachsende Vielfalt an Nutzungsgeräten und -kontexten. Die gute alte 360°-Kommunikation war dagegen Pipifax – und selbst die bleibt auch nach 10 Jahren für die meisten Unternehmen ein schöner Buzzword-Traum. Abgesehen davon gehört der Mix digitaler Möglichkeiten ja auch in jede 360° Betrachtung – darf dabei nur eben nicht versehentlich als ein Posten „Online“ subsummiert werden.
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TEDx Berlin 2010 Eindrücke
Die Zugriffszahlen für meinen letztjährigen TEDxBerlin Bericht gehen plötzlich nach oben, denn diese Woche fand zum zweiten Mal die TEDxBerlin statt. Erfreulicherweise konnte ich auch diesmal wieder dabei sein. Und so habe ich es wahrgenommen:
Gegenüber dem letzten Jahr war die Veranstaltung diesmal etwas größer angelegt, aber immer noch von einer ausgesprochen kommunikativen Atmosphäre geprägt. Radialsystems V ist ein sehr schöner Veranstaltungsort, für Hamburger vielleicht am ehesten als „Kampnagel in klein“ vorstellbar. Bis auf vereinzelte Probleme wieder eine überdurchschnittlich gut und trotzdem für das Publikum nicht angestrengt organisierte Veranstaltung. Ich hoffe ehrlich gesagt, dass Stephan Balzers Ankündigung, an einer TEDx Veranstaltung mit tausenden Teilnehmern zu arbeiten entweder ein Witz war, oder dass er wirklich gute Ideen hat, wie man bei wachsender Teilnehmerzahl die Atmosphäre schafft. Für mein Gefühl war die TEDx mit 450 Leuten diesmal schon eher an der Obergrenze.
Das Überthema „Fantastic Reality“ spielte in den Präsentationen kaum eine erkennbare Rolle, aber war wieder ein guter Mix aus sozialen Themen, technologischer Innovation, Kultur – und Kombinationen daraus.
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UPA2010 – Die Usability-Branche im Umbruch
Ende Mai fand in München im Hotel Bayrischer Hof die internationale Konferenz der Usability Professionals Association statt. Es war das erste Mal, daß die Veranstaltung des ursprünglich US-amerikanisch gegründeten Weltverbands außerhalb der USA stattfand – eine Entwicklung, die Hand-in-Hand geht mit der Wahl der Schweizerin Silvia Zimmermann als erster nicht-amerikanischer Verbandspräsidentin vor ca anderthalb Jahren.
Für mich hat die Teilnahme an UPA-Konferenzen immer etwas von einer sehr angenehmen Außenperspektive. Ich war einige Male auf der deutschen UPA-Konferenz, einmal auf der europäischen und jetzt zum ersten mal auf der internationalen Konferenz. Jeweils mit eigenen Vorträgen. Da ich im Gegensatz zu den meisten Teilnehmern qua Jobbezeichnung kein echter „Usability-Professional“ bin und inhaltlich auch tatsächlich nur einen kleinen Teil meiner Zeit mit Usability im engeren Sinne verbringe, fühle ich mich auf gewisse Art immer etwas als Exot unter den anderen Teilnehmern, die überwiegend aus dem akademischen Umfeld kommen oder bei spezialisierten Dienstleistern wie UID arbeiten. Angenehmerweise habe ich mich in der UPA-Szene aber immer sehr angenehm aufgenommen gefühlt und inzwischen viele meiner Lieblings-Branchenkontakte auf eben diesen UPA-Treffen kennengelernt. Trotzdem meine ich auch weiterhin eine gewisse externe Sicht auf die Dinge beibehalten zu haben und aus der schreibe ich diesen Eintrag: Im ersten Teil möchte ich dabei ein paar generelle Überlegungen zur UPA Konferenz und der UPA anstellen, im zweiten Teil geht es dann um konkrete Inhalte der diesjährigen Konferenz.
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next10: Fazit und Eindrücke vom Tag 2
Ich lasse im Zug nach HH die next10 Revue passieren. Insgesamt hat sich die Veranstaltung aufgrund guter Gespräche drumherum und einiger guter Beiträge (mehr dazu unten) aus meiner Sicht gelohnt. Ich stimme aber Thomas Knüwer und anderen kritischen Stimmen zu, daß die next gegenüber den Vorjahren diesmal stark nachgelassen hat und für’s nächste Jahr ein besseres Konzept braucht, um relevant zu sein.
Statt eines Kalenders mit sehr vielen kurzen Einzelbeiträgen hätte es gut getan, wenn es weniger aber dafür ausführliche Beiträge gegeben hätte – bei dem diesjährigen Kurzvortragsformat war der Vortrag sehr häufig genau dann vorbei, als es eigentlich gerade interessant wurde. Ich verstehe, dass viele der Sprecher eine gewisse Zeit brauchen, um in ihre Thematik oder ihr Projekt einzuführen, aber gerade für Zuhörer, die den Brachendiskurs regelmässig verfolgen bieten die Einführungen einfach zu wenig neues – und ich bin sicher, dass viele der Redner mehr und damit auch neues zu sagen gehabt hätten, wenn nur ausreichend Zeit dafür gewesen wäre.
Was die Auswahl der Vorträge angeht hätte eine genauere Auswahl und Vorbereitung guter Redner auch gut getan. Zu viele Redner waren in diesem Jahr entweder lieblos vorbereitet oder haben sich für meinen Geschmack zu viel Eigenwerbung zu Lasten inhaltlicher Ausnahmen genehmigt. Wenn man weiß, daß von Sinnerschrader auch Präsentationsslots als Teil von Sponsoring-Paketen angeboten und vermutlich auch vergeben wurden kann man den Präsentatoren vielleicht nicht mal einen Vorwurf machen. Von den Veranstaltern finde ich es aber nicht OK für eine relativ teure Veranstaltung in Kauf zu nehmen, dass dadurch das Niveau der Vorträge leidet. Zumindest könnte man Sponsorenvorträge entsprechend kennzeichnen.
Was die Durchführung der Veranstaltung angeht habe ich in den letzten beiden Tagen gemerkt, WIE gut im Vergleich dazu die tedX-Konferenz in Berlin organisiert war. Fälle bei denen Präsentatoren komplett ohne ihre Slides auskommen mussten finde ich inakzeptabel und eine Frechheit gegenüber den Rednern und den Zuhörern. Insgesamt werde ich mir gut überlegen, ob ich im nächsten Jahr auf die next fahre.
Glücklicherweise gab es am zweiten Tag aber auch einige gute Vorträge. Mein Favorit war wie schon im letzten Jahr Andrew Keen, der im Handumdrehen die etwas ziellosen Vorträge seiner drei Vorredner Stefana Broadbent, Stowe Boyd und Jemima Gibbons in einen interessanten gemeinsamen Kontext stellte. Er sieht dabei die Größte Herausforderung des sich verändernden Medienverhaltens darin, daß Individuen ein einem Widerspruch zwischen zwei Extremen stehen: Einerseits gibt es ein ausgeprägtes Bedürfnis nach einer Art Rückzug auf einen intimen kleinen Kreis (Broadbent), andererseits gibt es (zumindest wenn man in der Kommunikations- und Unterhaltungsbranche arbeitet) einen zunehmenden Druck, sich selbst als Individuum durch aktive Selbstinszenierung in Twitter, Facebook und Co zu positionieren (Gibbons).
Der Vortrag von mp3-Erfinder Karl-Heinz Brandenburg war aufgrund Brandenburgs bewußtem Understatement und kleinen Seitenhieben auf die Plattenindustrie sehr sympatisch, bot aber wenig überraschendes. Brandenburg wies deutlich darauf hin, daß Entwicklungen, die das Label „Game-Changing“ verdienen nicht über Nacht und nur mit viel Beharrlichkeit erreicht werden können, weil naturgemäß am Anfang nur wenige an die Vision glauben. Zum Erfolg brauche es eine Kombination aus Vision, Überstunden, Sturheit und Glück.
Aus einer Serie von Mobile ausgerichteten Vorträgen gefielen mir Jessica Kahn (Tapulous), Michael Schneider (Mobile Roadie), der Ersatzredner von Golden Gekko und Joe Pezillo (Push.IO). Alle genannten vertreten dabei die These, daß auch in Zukunft (native) Apps große Relevanz haben werden, der Trend also nicht zu Mobile Web Apps gehen wird. Ich bin da ja eher skeptisch. Interessant an Pezillos Vortrag fand ich den Aspekt, Apps nicht nur bis zum Download zu promoten, sondern über mehrwertige Push-Notifications auch dafür zu sorgen, dass die App nicht in den seitenlangen Listen anderer Apps untergeht. Eigentlich eine triviale Überlegung und bei jemanden, dessen Firma das Thema Push schon im Namen trägt keine totale Überraschung – aber ich glaube dieser Aspekt wird häufig trotzdem vernachlässigt.
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